Das Kind der Rache by John Saul

Das Kind der Rache by John Saul

Autor:John Saul [Saul, John]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
veröffentlicht: 2013-10-26T04:00:00+00:00


Vierzehntes Kapitel

Kate Lewis hielt den Hörer an ihr Ohr gepreßt. Sie hatte die Nummer ihrer Eltern gewählt, aber niemand nahm ab. Wahrscheinlich hatte ihre Mutter den Vater ins Krankenhaus gebracht. Aber wenn es so war, warum hatte sie keine Botschaft auf den Anrufbeantworter gesprochen? Nachdenklich legte Kate den Hörer auf die Gabel zurück. Sie ging zu Bob Carey, mit dem sie den Sonntagnachmittag verbracht hatte. Sie hatten sich zwei Coke bestellt und saßen an einem der Tischchen in Jake's Place.

»Immer noch niemand zu Hause?« fragte er.

»Es scheint so«, sagte sie. »Ich weiß gar nicht, was ich jetzt tun soll. Am liebsten würde ich sofort nach Hause fahren, aber meine Mutter hat gesagt, ich soll erst anrufen.«

»Das hast du nun den ganzen Nachmittag versucht«, sagte Bob. »Warum fahren wir nicht zusammen hin? Wenn die beiden immer noch streiten, können wir ja wieder weggehen. Wir brauchen das Haus nicht einmal zu betreten, wenn du nicht willst. Wenn du mich fragst, ich bin sicher, sie hat ihn ins Krankenhaus gebracht.« Er beugte sich vor und streichelte ihre Hände. »Du machst dir umsonst Sorgen, glaube mir! Wenn dein Vater so betrunken war, wie du sagst, blieb deiner Mutter ja gar nichts anderes übrig, als ihn in ärztliche Behandlung zu bringen. Sie hat in der Eile sicher vergessen, den Anrufbeantworter einzuschalten.«

Kate nickte, aber sie war nicht überzeugt. Bei früheren Gelegenheiten hatte ihre Mutter immer eine Botschaft für sie auf das Gerät gesprochen. Es war auch nicht wahrscheinlich, daß sie Vater ins Krankenhaus gebracht hatte. Wenn nötig, hätte sie den Krankenwagen gerufen.

Andererseits konnte Kate nicht länger hier herumsitzen und abwarten. Ihr Vater hatte sich heute früh wirklich in einem bedauernswerten Zustand befunden. »Fahren wir«, sagte sie.

Zehn Minuten später bog Bob mit seinem Porsche in die Einfahrt vor Kates Elternhaus ein. Er schaltete den Motor ab, wandte sich zu Kate und deutete auf die offene Garage, in der zwei Wagen zu erkennen waren.

»Offensichtlich haben sie zu streiten aufgehört«, sagte Kate, aber sie machte keine Anstalten, aus dem Wagen auszusteigen.

»Vielleicht hat deine Mutter einen Krankenwagen für deinen Vater bestellt und ist mit in die Klinik gefahren«, mutmaßte Bob.

Kate schüttelte den Kopf. »Wenn sie ihn mit dem Krankenwagen fortgeschickt hat, dann wäre sie mit dem eigenen Wagen hinterhergefahren, damit sie ein Fahrzeug hat, um nach Hause zurückzukehren.«

»Warte hier«, sagte Bob. »Ich gehe rein und sehe nach, was los ist.«

Kate dachte über den Vorschlag nach, dann schüttelte sie den Kopf. Mit zitternder Hand öffnete sie die Wagentür und stieg aus. Sie ging den Weg entlang, der zur Haustür führte. Bob folgte ihr.

Sie war erleichtert, die Tür unverschlossen vorzufinden. Eines war sicher, ihre Mutter hätte das Haus nie verlassen, ohne die Haustür abzuschließen. Sie öffnete und überquerte die Schwelle.

»Mutter?« rief sie. »Bist du da?« Eine schwermütige Stille erfüllte das Haus. Kate war so aufgeregt, daß sie ihr Herz schlagen hörte. »Mutter?« rief sie, diesmal etwas lauter. Sie warf Bob einen ängstlichen Blick zu. »Hier stimmt was nicht«, flüsterte sie. »Die Tür war unverschlossen, meine Mutter müßte also zu Hause sein.«

»Vielleicht ist sie oben«, sagte Bob.



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